Und
schon wieder beim NDR Elbphilharmonieorchester. Diesmal nach einem schönen
Weihnachtsm-arktbummel in Lübeck in der MuK, leider nur in der sogenannten
„Rotunde“, da das Haus saniert wird. Die Fläche ist ebenerdig und das Orchester
sitzt auf Podesten. Der Raum überm und neben dem Orchester ist so groß, dass
vieles vom Klang in den Raum verschwindet und nicht bei den Zuhörer_innen
ankommt. Die Akustik hat aber nicht nur Nachteile.
Zuerst
wurde die Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 op. 72a von Beethoven gespielt. Krzysztof Urbański dirigierte. Ich muss gestehen, dass ich ein großer Fan bin, seit ich
ihn zusammen mit eben diesem Orchester Schostakowitschs 10. Symphonie dirigieren
sah. Die Akustik ist zwar nur mäßig, aber die leisen Stellen gewinnen dadurch
auch an Intensität. Das Publikum ist unfassbar ruhig und verzichtet auf die
vielen Huster, die an diesem Ort zum Glück auch sonst schlechter zu hören sind.
Die Soloflöte, ein mir noch unbekannter sehr junger Mann, ist fantastisch und
auch der Trompeter, der von der Empore herab seine Fanfaren spielt, kann sich
hören lassen. Erfreulich ist, dass Urbański die Musik währenddessen zu genießen
scheint, er dirigiert viel mit Blick hinauf auf die Musik über das Orchester.
Das zweite Stück ist
Beethovens Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll op. 37. Alice Sara Ott, die erst
28-jährige Pianistin, spielt mit einer erstaunlichen Fingerfertigkeit,
frisch und spritzig. Der Flügel klingt allgemein etwas hart, aber das liegt
nicht an ihr. Im ersten Satz hört sich das Zusammenspiel noch etwas holprig an.
An einigen Stellen im ersten gemeinsamen Teil hängt das Orchester die Pianistin
ab, aber gleich nach der zweiten Solostelle fühlt es sich so an, als hätte sie
sich durch das Solospiel befreit. Sie hat sich gefunden. Der zweite Satz ist
meiner Meinung nach der schönste und das ist er auch hier, zart und einfühlsam.
Im dritten Satz kommt es nur an einer Stelle zu leichtem Klappern zwischen
Soloinstrument und Orchester. Besonders hervorheben möchte ich diesmal das
erste Fagott, das bereits hier positiv auffällt, ganz zu schweigen von seinen
Soli im nach der Pause gespielten „Sacre“. Alice Sarah Ott gibt eine furiose
Zugabe (Grieg – Zug der Zwerge), die das Publikum noch weiter begeistert. Sie
spielt in einem unglaublichen Tempo trotzdem so präzise und klar,
bestaunenswert.
Nach
der Pause geht es weiter mit Strawinskys „Le sacre du printemps”. Sacre ist ein
unglaublich farbenreiches Stück. Die Soli sind gut herausgespielt. Was ich an Urbański so mag ist
auch, dass er sich anscheinend dem Wahnsinn (auch damals bei Schostakowitsch)
hingibt und sich in der Musik kurze Strecken verliert. Weil es aber willentlich
geschieht, passiert dies, ohne dass er die Kontrolle verliert. Ein paar Momente
später dirigiert er wieder sehr bestimmt. Grad im zweiten Teil des Stücks,
schafft das Orchester es bei den leiseren Stellen eine enorme Spannung zu
halten und eine friedliche, angespannte Stille breitet sich wieder über dem
Publikum aus. Pompös sind die knackigen Übergänge, riesige Gesten und abrupte
Pausen.
Schade,
dass das Konzert nicht im Saal oder in der Laeiszhalle stattfinden konnte. Da
wäre uns das Sacre um die Ohren geflogen, im positiven Sinne. Ich freue mich
auf die Akustik der Elbphilharmonie, von der die Musiker des NDR
Elbphilharmonieorchesters allesamt schwärmten (die kommende CD ist dort aufgenommen worden). Schön zu sehen war, dass sowohl
Dirigent als auch Solisten und viel mehr als sonst im Publikum junge Menschen
waren. So kann es doch weitergehen, schön gemischt und mit der Zukunft im
Blick.
Krzysztof
Urbański Dirigent
Alice Sara Ott Klavier
NDR Elbphilharmonie Orchester
LUDWIG VAN BEETHOVEN
· Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 op. 72a
· Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll op. 37
IGOR STRAWINSKY
Le sacre du printemps
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Alice Sara Ott Klavier
NDR Elbphilharmonie Orchester
LUDWIG VAN BEETHOVEN
· Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 op. 72a
· Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll op. 37
IGOR STRAWINSKY
Le sacre du printemps
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Schöne Kritik! Gut geschrieben, sehr genau hingehört und wohl auch genossen!
AntwortenLöschenDanke für das erste öffentliche Feedback :)(außerhalb von Twitter und Facebook-Nachrichten :D) Schöne Adventszeit!
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