Ich bin zum ersten Mal in der Schweiz und dann
gleich in Luzern. Bekannt ist die Stadt für den Vierwaldstättersee, das Lucerne Festival und
die KKL Luzern, zumindest unter Musikliebhabern. Eine Akustik, welche die
Elbphilharmonie gerne geschlagen hätte. Optisch ist die Elbphilharmonie
natürlich schon eine Nummer größer.
Erst einmal ein paar kurze Fakten: den tollen Ausblick teilen sich beide Konzerthäuser. Ob man Hafenromantik und Hamburg oder Berge, See und Luzern schöner findet ist Geschmackssache. Die KKL Luzern hat jedenfalls mehr Damentoiletten ;) und freies WLAN. Was universell zu sein scheint, selbst unter den sehr elitär wirkenden Besuchern des Lucerne Festivals, ist das fiepende Hörgerät älterer Hörer_innen.
Erst einmal ein paar kurze Fakten: den tollen Ausblick teilen sich beide Konzerthäuser. Ob man Hafenromantik und Hamburg oder Berge, See und Luzern schöner findet ist Geschmackssache. Die KKL Luzern hat jedenfalls mehr Damentoiletten ;) und freies WLAN. Was universell zu sein scheint, selbst unter den sehr elitär wirkenden Besuchern des Lucerne Festivals, ist das fiepende Hörgerät älterer Hörer_innen.
Als ich meinen Urlaub plante, dachte ich gleich, wenn ich schon in
Luzern bin, dann muss ich natürlich auch in diesen hochgelobten
Saal. Ich habe gleich zwei Programme hören dürfen. Am Freitag das Eröffungsprogramm
mit dem Lucerne Festival Orchestra unter Riccardo Chailly
mit Strauss, Strauss und Strauss und Sonntag das Chamber Orchestra of Europe unter der Leitung von Bernard Haitink mit Mozart und Liedern von
Mahler - einmal Reihe 14, einmal 23.
Ich liebe Richard Strauss‘ Orchestermusik. Genau das Richtige, um den Saal kennenzulernen. Bei „Also sprach Zarathustra“ konnte man
viele verschieden Klänge hören. Die Akustik ist wunderbar – der Saal strahlt
viel Wärme aus, hörbar warme Bässe und auch Kammermusikalisches wird bis hinten
in den Saal klar transportiert. Genau mein Geschmack! Die Klangmischung hat natürlich Auswirkungen, man hört nicht jedes einzelne Instrument im Gesamtklang so klar wie in der Elbphilharmonie, aber dafür gibt es eben einen warmen Gesamtklang :)
Das aus Musikern verschiedenster Orchester
zusammengewürfelte Festivalorchester spielte für die kurze Probenzeit sehr
harmonisch und es klapperte nichts. Die Probenart von Chailly durfte ich auch
miterleben und es war wirklich ein Genuss. Er war immer gut drauf und
vermittelte seine Vorstellungen mit Geduld und Leidenschaft. Genauso dirigiert
er auch – mit Leidenschaft.
Im Orchester besonders aufgefallen ist mir
der Oboist Lucas Macías Navarro.
Sein Spiel ist ein Traum – sauber, leidenschaftlich, große Phrasen. Auch die 1.
Trompete, gespielt von Reinhold Friedrich,
war sehr gut und er erfreute sich sichtlich an der Musik, auch wenn er nicht spielte. Sollte
eigentlich nicht überraschend sein, schließlich ist das für viele eigentlich
die Sommerpause, die sie „arbeitend“ in Luzern verbringen. Der Konzertmeister
beim ersten Stück war ebenfalls sensationell. Etwas Italocharme versprühte der
junge, in Berlin geborene Geiger mit dunklen Locken. Aber
er beherrscht nicht nur die Show, sondern war auch mit vollem Einsatz und wahnsinnig
perfekter Intonation bei der Sache. Leider wechselten die Konzertmeister sich
für die Stücke ab.
Das gesamte Holz war fast immer super sauber und
Chailly schaffte es bis zum Ende sehr viel Spannung aufzubauen. Als Zugabe
wurde Salomes Tanz gespielt. Welch herrliche Auswahl! Wolfram Christ an der
Bratsche im Wechsel mit der hervorragenden Oboe ist ein Genuss-Bonus!
Alles in allem ein sehr strausslastiges und schönes Konzert!
Wenn ich jetzt schon viel gelobt habe,
wie soll man über ein so überraschend perfektes Orchester, wie das Chamber Orchestra of Europe schreiben? Aber
Perfektion ist nicht alles und das stimmte hier leider wirklich. Das Konzert
ist zweigeteilt und meine Meinung ist es auch. Haitink dirigiert einen m.M.
nach sehr langweiligen Mozart (Linzer Sinfonie). Ist der erste Satz noch gut und klingt wie von
einer CD, so wird der zweite Satz leider durch zu viel piano, eine ständige
Überspannung ohne Lösung durch Ausbrüche bzw. Kontraste zu einem unschönen
Andante. Zum Ende hin bessert es sich noch, allerdings übertreibt er jedes
Staccato und jede Pause, dafür hört man jeden einzelnen Ton jedes Laufes in den Streichern - schon sehr bewundernswerte Präzision. Alle sind eigentlich immer sehr genau
zusammen und klanglich homogen. Das Orchester ist bis zum letzten Pult gefüllt mit
leidenschaftlich spielenden Musiker_innen, das hört und sieht man.
Zum Glück liegt der Mahler Haitink wohl mehr und es gibt noch eine Kehrtwende. Anna Lucia Richter und Christian Gerhaher singen ausgewählte Lieder aus „Des Knaben Wunderhorn“ von Mahler. Das Orchester begleitet nuanciert und mit großen Phrasen, sehr bildlich spielend. Bis auf die Trompeten und Klarinetten ist einfach alles herrlich am CO of Europe. Die Rollenaufteilung der beiden Sänger ist leider bis auf den Schluss recht klischeehaft. Sie singt die süßen und albernen Stücke und er die ernsten Soldatenlieder. Anna Lucia Richter ist auch eine wirklich gute Schauspielerin und verzückt den Saal mit ihrem Esel, ihrer schüchternen jungen Frau und zum Glück zum Schluss auch mit dem verhungernden Kind (klingt jetzt etwas makaber). Meine Highlights des Konzerts sind jedoch die Stücke „Wo die schönen Trompeten blasen“, „Revelge“ und „Urlicht“. Christian Gerhahers Piano ist wunderschön, wenn man es hören kann. Leider verschwinden die Frequenzen manchmal im Orchesterklang. In den drei genannten Stücken jedoch kommt es zur vollen Geltung und bei Urlicht brechen die Tränen aus mir heraus. Welch ein Stück, was für eine zauberhaft zarte Stimme – sagenhaft! Luzern, du hast zwar auch Regentage, aber diese zwei Konzerte waren es – zusammen mit den Sonnentagen ;) – auf jeden Fall wert herzukommen! Urlaub mit Musik, das mach ich wieder!
Zum Glück liegt der Mahler Haitink wohl mehr und es gibt noch eine Kehrtwende. Anna Lucia Richter und Christian Gerhaher singen ausgewählte Lieder aus „Des Knaben Wunderhorn“ von Mahler. Das Orchester begleitet nuanciert und mit großen Phrasen, sehr bildlich spielend. Bis auf die Trompeten und Klarinetten ist einfach alles herrlich am CO of Europe. Die Rollenaufteilung der beiden Sänger ist leider bis auf den Schluss recht klischeehaft. Sie singt die süßen und albernen Stücke und er die ernsten Soldatenlieder. Anna Lucia Richter ist auch eine wirklich gute Schauspielerin und verzückt den Saal mit ihrem Esel, ihrer schüchternen jungen Frau und zum Glück zum Schluss auch mit dem verhungernden Kind (klingt jetzt etwas makaber). Meine Highlights des Konzerts sind jedoch die Stücke „Wo die schönen Trompeten blasen“, „Revelge“ und „Urlicht“. Christian Gerhahers Piano ist wunderschön, wenn man es hören kann. Leider verschwinden die Frequenzen manchmal im Orchesterklang. In den drei genannten Stücken jedoch kommt es zur vollen Geltung und bei Urlicht brechen die Tränen aus mir heraus. Welch ein Stück, was für eine zauberhaft zarte Stimme – sagenhaft! Luzern, du hast zwar auch Regentage, aber diese zwei Konzerte waren es – zusammen mit den Sonnentagen ;) – auf jeden Fall wert herzukommen! Urlaub mit Musik, das mach ich wieder!
Riccardo Chailly Dirigent
Richard Strauss
(1864–1949)
Also sprach Zarathustra op. 30
Also sprach Zarathustra op. 30
Tod und Verklärung op. 24
Till Eulenspiegels lustige Streiche op. 28
Bernard Haitink
Dirigent
Anna Lucia Richter
Sopran
Christian Gerhaher
Bariton
Wolfgang Amadé Mozart
(1756–1791)
Sinfonie C-Dur KV 425 Linzer Sinfonie
Sinfonie C-Dur KV 425 Linzer Sinfonie
Ausgewählte Lieder aus Des Knaben Wunderhorn
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