…wäre eine der vielen möglichen Wortursprünge von Flamenco. Der Balztanz der Flamingos erinnert schon ein wenig an die aufrechte Haltung des Oberkörpers,
die Bewegungen von Kopf und Armen und die stampfenden Füße der Tänzer_innen.
Flamenco Festival – Flamenco vivo – und dann dieses Bild. Stereotype
Unterhaltungsshow, Exotisierung… na super! Zum Glück wurden meine Erwartungen
absolut enttäuscht. Diese Unterhaltungsshows, die sowohl im TV angepriesen als
auch übertragen werden, mit Tanz, schlecht gemachtem Musical oder anderen
oberflächlichen „Künsten“, haben mich so gepolt, dass erst der Auftritt dieser sehr
sympathischen Gruppe meine Vorurteile für den bevorstehenden Abend widerlegen
konnte.
Simone Abrantes
und Cayetana de Ronda waren
die Tänzerinnen des Abends. Nur eine in den Tänzen angelegte, gespielte
Rivalität, eher aber ein Nebeneinander wird im gemeinsamen Tanz sichtbar. Beide
freuen sich über die Soli der anderen, besonders als de Ronda ihre Kastagnetten
rausholte, strahlte Abrantes die ganze, wirklich beeindruckende Vorstellung
über ihre Kollegin an.
Begleitet wurde der Tanz von Georg Kempa auf der
Gitarre und Azusa Krist mit der Viola. Carmen Celada sang zu den
Tänzen. Zwar kam sie bei einigen Passagen an ihre sängerischen Grenzen, die
volkstümlichen Gesänge meisterte sie jedoch mit Bravur. Sehr leidenschaftlich
erzählte und sang sie von leidenden Mienenarbeitern, Mondkindern und
galicischen Frauen und ließ alle staunen als sie zum Ende hin einen Rumba sang
und tanzte. Georg Kempa begleitete wirklich schön. Sehr schnelle Finger, sehr
rhythmisch und melodisch zugleich. Am eindrucksvollsten fand ich allerdings die
Viola. Azusa Krist, die eigentlich Geige spielt, konnte besonders in dem
Solostück mit dem Gitarristen beeindrucken, man merkte ihr an, dass sie sowohl
Flamenco als auch klassisch spielt. Die Verstärkung der Gitarre und der Gesangsstimme
war an einigen Stellen etwas unpassend eingestellt bzw. genutzt. Zu viele
Tiefen bei der Gitarre, die Sängerin kam öfter zu dicht ans Mikro.
Der Abend war leidenschaftlich, wie die Tänze des Flamenco, und zeigte, dass
professionell Musik zu machen, nicht bedeuten muss, jeden Ton richtig zu spielen
oder an einer Hochschule studiert zu haben, sondern vor allem daraus erwächst,
mit ganz viel Liebe für die Kunst mit anderen diese Liebe weiterzugeben, sei es
an ein Publikum oder im Unterricht, den fast alle auf der Bühne sogar überraschend
preiswert in Berlin (Workshops auch wo anders) geben. Statt Show sind Natürlichkeit
und Spaß am Musizieren und Tanzen auf der Bühne des kleinen Saals der
Laeiszhalle zu sehen, was mit großem Applaus belohnt wird.
Ich könnte zu jedem Stück eine halbe Seite schreiben, der Abend war
überraschenderweise ein schönes Ereignis von Kultur, die mir ansonsten recht
fremd ist. Diese wurde aber nicht als rein exotisch dargestellt, sondern als
eine Ausdrucksform, die jeden erreichen kann. Die Darsteller_innen feierten den
Flamenco von traurig bis ekstatisch und das teilweise in einem Stück. Definitiv
empfehlenswert entweder mal einen Workshop zu besuchen und ein wenig von dem
Stolz zu lernen, den der Tanz transportiert oder den nächsten Auftritt zu
genießen!
Audioversion des Textes hier:
Das Tor zur Welt
Flamenco Vivo
Laeiszhalle - Kleiner Saal
28.12.2016
Audioversion des Textes hier:
Das Tor zur Welt
Flamenco Vivo
Laeiszhalle - Kleiner Saal
28.12.2016